Planet Diversity World Congress on the Future of Food and Agriculture

Interview mit Percy Schmeiser

Herr Schmeiser wie ist die Situation in der Landwirtschaft in Kanada? Gibt es ein Höfesterben wie in Europa?

Weil viele jungen Menschen nicht auf den Betreiben bleiben werden die Farmen immer größer und größer. Und auch in unserer Region sind Farmen mit 1000 ha oder 2000 ha nichts ungewöhnliches mehr. Diese Betriebe machen ausschließlich Ackerbau. Auch die viehaltenden Betriebe, Schweine- und Rinderfarmen werden immer größer. Ställe mit 5.000 oder 10.000 Schweinen sind nichts ungewöhnliches. Diese Entwicklung macht es für die kleineren Schweine- und Rinderfarmer sehr schwierig in Zukunft zu bestehen.

Sie waren selbst Farmer. Wie groß war ihr Betrieb? Hatten sie Tiere, was haben sie angebaut?

Unsere Farm liegt in Westcanada und ist ungefähr 650 ha groß. Wir waren immer, was man in Kanada „Grainfarmers“ nennt, hatten also keine Rinder oder Schweinehaltung. An Getreide haben wir Weizen, Hafer und Gerste, aber vor allem unterschiedliche Rapssorten angebaut.

Wie ist die aktuelle Situation ihrer Farm? Sie sagten sie haben einen Teil verpachtet?

Seit meine Frau und ich im Rentenalter sind haben wir das Land an unsere Nachbarn verpachtet. Die Meisten unserer Nachbarn sind wie wir Ackerbauern. Eine Parzelle von 57 ha haben wir behalten damit wir den Status als Farmer behalten können.

Als Monsanto sie mit dem Ergebnis konfrontierte, dass Spuren des gentechnisch veränderten und patentierten Saatgut auf ihren Flächen gefunden worden sind, wieso haben sie damals die Strafe nicht einfach gezahlt sondern sich der Auseinandersetzung gestellt?

Ich denke am Anfang haben wir gar nicht richtig realisiert in welcher Situation wir uns befanden. Vielleicht hätten wir uns mit Monsanto einigen können. Was wir aber nicht akzeptieren wollten war, dass wir uns verpflichten sollten nicht über den Vorgang und die Vereinigung zu reden. Das störte uns. Uns war klar, dass wir unsere Meinungsfreiheit nicht aufgeben konnten. Das ist einer der Hauptgründe. Kein Unternehmen hat das Recht die Meinungsfreiheit zu kontrollieren.

Woher nehmen sie ihre Motivation in diesem Kampf?

Was uns viel geholfen hat war unser christlicher Glauben. Wir beide haben einen sehr strengen religiösen Hintergrund. Der hat uns im Kampf mit Monsanto sehr geholfen.

Sie sagten das ihr Fall Konsequenzen für die derzeitige Diskussion in Kanada hatte?

Das stimmt. Während meines Prozess wurden viele Informationen öffentlich, die bisher nicht zugänglich gewesen waren. Dabei stellte sich heraus, dass die kanadische Regierung gemeinsam mit Monsanto gv-Pflanzen entwickelte. Das war eine große Überraschung. Und wir fanden auch heraus, dass die kanadische Regierung für jedes Bushel (US Volumenmaß, ca. 35 Liter) GMO die verkauft wurde, eine Gebühr bekam. Sie könne sich den Aufruhr denken, der daraufhin einsetzte. Die Regierung beendete unmittelbar ihre Zusammenarbeit mit Monsanto.

Wie war es für sie persönlich, ihre Frau und ihre Kinder?

Unser Glück war, dass wir, nachdem der Fall vor Gericht war, all die Forderungen von Monsanto nicht bezahlen mussten. Wenn wir das hätten tun müssen wären wir finanziell total ruiniert gewesen. Ich werde nie vergessen was meine Frau sagte als wir zum Anwalt fuhren, um die Entscheidung des Gerichts entgegen zu nehmen. Meine Frau drehte sich um, schaute zu unserem Haus und sagte „Ich hoffe ich habe heute Nacht noch ein Dach über dem Kopf.“ Vielleicht können sie sich jetzt die Anspannung vorstellen.

Woher kamen die vielen tausend Dollar für die Gerichts und Anwaltskosten?

Das Geld bekamen wir indem wir unser Farmland beliehen. Und dann baten wir um Hilfe. Überall auf der Welt haben uns Organisationen und Einzelpersonen unterstützt.

Die Auseinandersetzung ist aber noch nicht zu Ende. Umgekehrt haben jetzt sie Monsanto verklagt.

Zwei Jahre nach dem ersten Fall wurde unser Feld erneut verunreinigt. Wir bauten auf diesem Feld Senf an. Monsanto wies nach das auf diesem Feld auch gv-Raps wuchs. Wir forderten von Monsanto, dass sie den Raps von Hand entfernen. Ihre Bedingung war, dass wir einen Vertrag unterschreiben und darauf verzichten Monsanto vor Gericht zu bringen und dass wir uns zum Schweigen verpflichten. Wir haben den Vertrag nicht unterschrieben und ich sagte zu Monsanto: „Sie haben ihr Eigentum auf unserem Eigentum. Nehmen sie es weg.“ Monsanto weigerte sich die Pflanzen zu entfernen wenn wir den Vertrag nicht unterzeichnen. Also ließen wir die Pflanzen entfernen. Die Rechnungen schickten wir Monsanto. Die haben nicht gezahlt und wir gingen vor Gericht.

Wie ist die Situation der GVO in Kanada?

Die Erfahrungen zeigen, dass überall wo gentechnisch veränderte Sorten eingeführt wurden es ein Disaster gab. Die Erträge gingen zurück, neue Superunkräuter entstanden und der Einsatz giftiger Pflanzenschutzmitteln stieg. Allerdings wurden in den vergangenen 12 Jahren keine neuen GMO's mehr eingeführt.

Warum investieren die Unternehmen so viel in gentechnisch veränderte Pflanzen?

Es geht nicht darum den Hunger der Welt zu bekämpfen, wie oft behauptet wird. Es geht nicht um die Steigerung der Erträge. Es geht einzig darum das Saatgut zu kontrollieren. Das ist worum sich alles dreht. Kontrolle!

Wie ist die Stimmung unter den Farmern, unter den Nachbarn?

Inzwischen gibt viel Misstrauen zwischen den Nachbarn und unter den Farmern. Sie wird zusätzlich von den Monsanto-Mitarbeiter geschürt, die die Frauen und Familien ausfragen, um zu erfahren was die Farmer machen.

Wie ist das Verhältnis zu ihren Nachbarn. Einer davon ist für die Verunreinigung auf ihren Felder verantwortlich.

Ich weiß von wem die Verunreinigung kam. Es war in diesem Fall kein Pollenflug, sondern ist während dem Transport passiert weil er keine Plane auf dem Hänger hatte. Viele Leute haben mich immer wieder gefragt, warum hast du deinen Nachbarn nicht verklagt. Aber wie kannst du deinen Nachbarn verklagen wenn ihr Freunde seid, gemeinsam feiert, die Kinder zusammen Hockey spielen? Wie kann man so einen Nachbarn verklagen?

Was denken die Kanadier über die Ablehnung der Gentechnik in Europa?

Wir sind sehr froh, dass die Europäer sich gegen die Unternehmen zur Wehr setzen. Wir hätte in Kanada auch ein Moritorium haben sollen, um Mehr testen zu können.

Vielen dank für das Inteview

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