Planet Diversity World Congress on the Future of Food and Agriculture

Streuobstwiese - die Vielfalt sehen und kosten

von Karin Adolph

Streuobstwiesen: die traditionelle Form des Obstanbaus

Haben Sie gewusst, dass es bei uns um 1900 noch mehr als 1000 verschiedene Apfelsorten gab?

Heutzutage sind alte Sorten mit so wohlklingenden Namen wie „ Goldparmäne“, „Geflammter Kardinal“ oder „Gloria Mundi“ selten geworden. Es ist nur noch eine Handvoll Sorten übrig geblieben, die im Supermarkt verkauft werden.

Heimat dieser Artenvielfalt sind die sogenannten Streuobstwiesen: eine große Auswahl an verschiedenen Sorten, hauptsächlich hochstämmige Apfel-, Birnen- oder Kirschbäume, alle zusammen auf einer Wiese.

Im Gegensatz zu Obstplantagen, wo viele niederstämmige Bäume von meist nur einer einzigen Sorte und einer Frucht wachsen, bieten diese Gärten eine große genetische Vielfalt.

In vielen ländlichen Regionen waren Streuobstwiesen ein prägendes Element in den Randgebieten von Dörfern. Sie gehören mit mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa.

Aber in vielen Gebieten Europas verschwinden diese traditionellen Gärten mit alarmierender Geschwindigkeit, da sie entweder nicht mehr bewirtschaftet werden, neuen Siedlungen und Straßen weichen mussten oder durch Obstplantagen mit Monokulturen ersetzt wurden. Dabei geht jedes Mal ein Stück Vielfalt, Schönheit und Wissen verloren. In Deutschland gilt diese Landschaftsform bereits als stark bedroht.

Wenn jedoch die reichhaltige Flora und Fauna, die die Streuobstwiesen beherbergen verschwindet, verliert die Region auch an Attraktivität nicht für Touristen, sondern auch für Investoren.

Vermarktung regionaler Produkte

Die deutschen Landschaftspflegeverbände haben es sich zur Aufgabe gemacht, die heimischen Natur- und Kulturlandschaften zu schützen. Im Vorstand des Landschaftspflegeverbandes Ebersberg e.V. (Landkreis Ebersberg östlich von München) entscheiden seit 1992 Landwirte, Naturschützer und Kommunalpolitiker gleichberechtigt über konkrete Projekte, die den Reichtum und die Schönheit der oberbayerischen Heimat bewahren helfen. Erfolgreiche Beispiele dafür sind Artenhilfsmaßnahmen für bedrohte Schmetterlinge, Moorschutzprojekte oder Quell - und Bachrenaturierungen.

Die gemeinnützige Organisation finanziert aber auch die Erhaltung von alten und das Pflanzen von neuen Obstbäumen. Das allein ist jedoch nicht genug. Um Streuobstbestände zu erhalten, ist regelmäßige Pflege nötig, die Wiesen müssen gemäht und die Äpfel per Hand eingesammelt werden. Um diese zeitintensive Arbeit zu unterstützen, haben es sich der Verband und die regionale Initiative EBERSBERGER LAND seit 1998 zur Aufgabe gemacht, regional produzierten Apfelsaft aus traditionellen Gärten auf den Markt zu bringen. In ihrem Projekt werden mehr als 30 verschiedene Apfelsorten verarbeitet von mehr als 200 Bauern oder Gartenbesitzern aus dem Landkreis. Die Unser Land GmbH kauft den Bauern die Äpfel ab, lässt sie pressen und verkauft sie unter dem Label EBERSBERGER LAND Obstgarten. Dadurch, dass viele verschiedene Sorten verwendet werden und auf Pestizide verzichtet wird, erhält der Saft einen einzigartigen Geschmack. Jeder, der ihn kauft, trägt so zum Erhalt der traditionellen Streuobstwiesen bei.

 

Bewusstsein schaffen und regionale Initiativen fördern

Um auf die negativen Effekte der Zerstörung unserer Streuobstwiesen auf die Biodiversität aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein für ihren Wert zu schaffen, hat der Landschaftspflege Verband eine Ausstellung über das Streuobstwiesen-Projekt im Landkreis Ebersberg organisiert.

WECF (Women of Europe for a common Future) – ein Netzwerk von Frauen- und Umweltorganisationen aus über 30 Ländern - hat die Finanzierung dieser Ausstellung durch EU-Mittel ermöglicht.

Die Intention ist es, regionale Initiativen wie den Landschaftspflegeverband in Ebersberg zu unterstützen, um Informationen und Erfahrungen über den Schutz von Streuobstwiesen, beispielsweise durch die Vermarktung regionaler Produkte wie den Apfelsaft, auszutauschen. Ziel ist es auch, die Entwicklung von solchen Landschaftspflegeverbänden in anderen EU- aber auch EECCA-Ländern zu initiieren.

Deshalb wurde bereits auch eine polnische Version der Ausstellung, basierend auf dem Grundkonzept der deutschen Version, aber angepasst an die dortigen Bedingungen vor Ort, entwickelt. Weitere sollen folgen.

Alle Ausstellungen werden sowohl lokal oder regional, in Rathäusern, Supermärkten, Schulen, aber auch international bei Konferenzen, Meetings usw. gezeigt, um die Notwendigkeit der Erhaltung unserer lebendigen Vielfalt wirklich sichtbar zu machen.

 
- Karin Adolph, WECF (Women of Europe for a Common Future) – ein Netzwerk von Frauen- und Umweltorganisationen aus über 30 Ländern

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